5 Gründe den Rasen einfach mal stehen zu lassen

Mein Garten liegt in einer Siedlung, in der alles sehr korrekt abläuft. Beete werden in stundenlanger Arbeit frei von Beikraut gehalten, Schnee wird im Winter gefegt, noch bevor er vom Himmel gefallen ist und der Unkrautvernichter nachts mit der Gießkanne auf dem Bürgersteig aufgebracht (sieht dann keiner). Aber eine Sache ist der heilige Gral der Nachbarschaft: der kurze Rasen.

Bevor wir uns da komplett falsch verstehen: ich mähe meinen Rasen auch relativ regelmäßig und warte nicht, bis ich ihm nur noch mit der Sense Herr werden kann. Wenn ich mähe, dann wird er gemulcht und nicht aufgefangen. Das hat den großen Vorteil, dass ich mir den Kompost nicht mit Rasenschnitt überfrachte, weniger Arbeit habe und gleichzeitig dem Rasen über den liegengebliebenen Rasenschnitt noch wertvollen Dünger liefern kann.

Dennoch bin ich das schwarze Rasenschaf hier in der Siedlung. Heilige Pflicht ist es hier, den Rasen mindestens 1x pro Woche zu mähen. Die Gralshüter des korrekten Rasens gehen sogar 2x pro Woche über ihr geliebtes Grün und halten es so auf dem Niveau eines englischen Golfrasens.

1. Die Bienen und Hummeln danken dir einen längeren Rasen

Das ist eigentlich der wichtigste aller Gründe. Zumindest für mich. Auf meiner Rasenfläche wächst nicht nur saftiges Grün, sondern da blühen gerne auch Gänseblümchen, Klee und Löwenzahn. Ich weiß, dass gerade der Löwenzahn der Alptraum des „korrekten“ Gärtners ist. Für mich ist er aber gerade als Honigersatz sehr lecker und wer einmal aufmerksam die Bienen bei ihrem emsigen Treiben auf Löwenzahn- und Kleeblüten beobachtet hat, lässt das Beikraut lieber ein Weilchen stehen.

Speziell für die Bienen ist es sehr wichtig, mal von den gesellschaftlich „wichtigen“ Eigenschaften des Gärtnerns Abstand zu nehmen. Die kleinen Freunde finden in den immer akkurater geschnittenen Gärten kaum noch Nahrung und auf den Feldern ist in Zeiten der Monokultur auch nicht mehr ganz so viel zu holen. Den Rest erledigen dann die Insektizide.

Bei mir fühlen sich die Bienen äußerst wohl. Und weil ich nicht nur davon leben kann, dass etwas nett anzusehen ist, haben wir einen Deal. Die Bienen bedienen sich in meinem Kleelöwenzahngänseblümchen-Supermarkt und sorgen mit ihrer großen Anwesenheit dafür, dass meine Gemüsepflanzen ordentlich bestäubt werden. Kannst nachmachen – lohnt sich.

2. Der Rasen wird nicht geschwächt und muss künstlich gedüngt werden

Rasenmähen ist Stress für den Rasen. Genauso wie jeder Schnitt für jede andere Pflanze auch Stress ist. Jetzt führt leider kein Weg daran vorbei, den Rasen ab und an zu mähen, wenn man keine wilde Blumenwiese im Garten haben möchte. Dennoch kann man dem Rasen das Leben aber einfacher machen, wenn man ihn nicht alle 5 bis 7 Tage mäht.

Mein Rasen ist alle 2 bis 3 Wochen (je nach Saison) dran und muss dann damit leben, dass ich ihn um ca. 1/3 kürze. Gänseblümchen, Klee und Löwenzahn überleben das locker oder erholen sich schnell. Der Rasenschnitt, der auf dem Grün verbleibt, ist dann auch noch nicht so lang und viel, als dass ich ihn aufnehmen müsste.

Meine Erfahrung ist, dass mein Rasen durch diesen „Schnittplan“ nicht geschwächt wird und ich keinen künstlichen Dünger brauche, der den Rasen immer wieder aufpäppelt.

3. Der Rasen verbrennt nicht bei großer Hitze

Bei sehr großer Hitze, die bei mir bei ca. 27 Grad schon anfängt, verbrennt der Rasen sehr schnell wenn er zu kurz ist. Gerade in solchen Hitzeperioden ist es sinnvoll, den Rasen einfach mal stehen und wachsen zu lassen, um ihn zu schonen.

In meiner Nachbarschaft hält man sich eigentlich immer an den wöchentlichen Schnitt. Vor ein paar Tagen konnte ich während der großen Hitze dann sehr gut beobachten, wie der zu kurze Rasen sehr schnell verbrannt ist und unangenehm gelb wurde. Mein Rasen ist dagegen wunderbar grün und saftig geblieben.

4. Die Schnecken helfen dir beim Düngen

Wir Hobbygärtner jammern ja viel über die Schneckenplage und irgendwie scheinen es jährlich mehr zu werden. Wie ich den Schnecken in meinen Gemüsebeeten erfolgreich Herr werde, wird in einem anderen Beitrag noch mal genauer beschrieben.

Generell töte ich keine Schnecken. Nehme ich Schneckenkorn, haben die Schleimies einen Tod, den ich persönlich komplett daneben finde. Dazu kommt, dass ich gerne Igel in meinem Garten habe, denen ich nicht wünsche an eine, mit Schneckenkorn verseuchte, Schnecke zu geraten. Von Bierfallen halte ich nichts, weil sie nicht funktionieren und von Durchschneiden halte ich auch nichts, weil das nicht besser als das Schneckenkorn ist.

Viel halte ich aber davon, die Schnecken auf meine abgelegnere Rasenfläche zu setzen. Gerade wenn dort frisch gemulcht wurde, ist das für den Schneckenhunger ein wahres Paradies. Die Schnecken stürzen sich auf den Rasenschnitt, der noch auf der Fläche liegt und helfen dabei ihn zu zerkleinern. Mein Gemüse hat seine Ruhe vor den Schnecken, die Schnecken haben Ruhe vor mir und der Rasen wird schön gedüngt. Passt also für alle.

5. Du hast weniger Arbeit

Für mich einer der wichtigsten Gründe, weil ich schon etwas faul bin und mich gerne um wichtigere Dinge als um den Rasenmäher kümmere. Nimm den späteren Schnitt und alle 4 Gründe von oben und du siehst, dass sich Faulheit manchmal sogar auszahlen kann.

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