Mein lieber alter Apfelbaum

Mein lieber alter Apfelbaum ist ca. 25 Jahre alt. Ein klein gewachsener, nicht besonders schöner Baum, der an einer ungünstigen Stelle im Garten steht. Aber dennoch ist er mein lieber alter Apfelbaum. Jetzt geht es ihm nicht gut und er scheint zu sterben. Deshalb muss ein Plan her, den Baum vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Oma Else hatte immer den Spruch „Todgesagte leben länger“ auf Lager und so will ich es auch mit dem Bäumchen halten. Als ich vor ein paar Jahren wieder in das Haus meiner Kindheit zurückgezogen bin, entdeckte ich auch das Bäumchen am oberen Ende des Gartens wieder. Und bei so mancher Rasenmäh-Aktion machte ich bei meinem kleinen Apfelbaum Pause, pflückte mir ein bis zwei der lecker süßen Äpfel, setzte mich hin und ließ den liebe Gott einen guten Mann sein.

Äpfel trägt der Baum jetzt schon seit 3 Jahren kaum noch. Meistens werden sie so groß wie eine Murmel, werden schwarz und fallen ab. Die Blätter wirft er auch schon im Sommer ab, was ebenfalls kein gutes Zeichen ist. Weil ich gärtnerisch aber immer ein wenig naiv oder auch einfach dumm war, habe ich die abgefallenen Äpfel und Blätter dort liegen gelassen, wo sie hingefallen sind. Gut für die Würmer, gut für den Boden – dachte ich mir.

Jetzt ist der Baum nur noch ein Bild des Jammers und mein ganzes Umfeld hat mir dazu geraten, den Baum entweder zu fällen, oder mit einer Ramblerrose bewachsen zu lassen. Versteht mich nicht falsch: ich liebe Ramblerrosen, aber Äpfel mag ich auch ganz gerne. Deshalb werde ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, um meinen lieben alten Apfelbaum zu retten. Und altes Wissen von Oma und Opa wird mir dabei helfen.

Meine Strategie zur Rettung des Apfelbaums

1. Der Boden braucht mehr Nährstoffe

Nährstoffe dürften eigentlich immer eine gute Grundlage für einen guten Boden und damit auch für ein gesundes Wachstum sein. Um dem Baum alle Möglichkeiten einer „gesunden Ernährung“ zu bieten und weil ich sie eh von Frühjahr bis Herbst immer neu ansetze, bekommt auch der Baum regelmäßig seine Portion Brennesseljauche ab. Ich wäre früher nie auf die Idee gekommen, meine Bäume zu gießen. Immerhin wachsen sie ja seit Jahrzehnten auch so wunderbar. Das sehe ich mittlerweile etwas anders. Besonders in den heißen Monaten und in Verbindung mit Dünger ist es immer ratsam, auch Bäume und Sträucher zu gießen. Das gilt ganz besonders für Obstbäume und -sträucher.

Ca. alle 2 Wochen wird der Apfelbaum jetzt mit Brennesseljauche in einer Verdünnung von 1:10 versorgt. Auf 1 Liter Brennesseljauche kommen so also 10 Liter Wasser.

2. Der Apfelbaum sollte von möglichen Krankheiten befreit werden

Der Baum scheint nicht gesund. Mehltau würde ich fast ausschließen, weil das Bäumchen keinerlei Anzeichen für einen Mehltaubefall zeigt. Besondere Insekten sind auch nach ausführlicher Untersuchung nicht am Baum erkennbar. Wenn der Baum einen Befall hat, dann wird es sich höchstwahrscheinlich um Apfelschorf handeln. Dieser Pilz macht sich in erster Linie dadurch bemerkbar, dass er braune „aufgerissene“ Stellen an Blättern und Früchten hervorbringt. Die Äpfel werden dann komplett braun bis schwarz und gammeln vor sich hin. Wenn der Baum vom Apfelschorf befallen ist, wirft er zudem wesentlich früher, nämlich in den Sommermonaten, das Laub ab.

Ich werde den Baum präventiv gegen Pilzkrankenheiten im Allgemeinen und den Apfelschorf im Speziellen behandeln. Normalerweise kommen mir Chemikalien jeglicher Art nicht in den Garten, aber in diesem Fall werde ich eine Ausnahme machen, um den Baum zu retten. Gekurt wird der Baum jetzt mit COMPO Duaxo® Universal Pilz-frei. Das Ganze wird maximal 3x pro Saison mit Wasser verdünnt in eine Sprühflasche gegeben und auf den Baum (möglichst bis oben in die Krone) gesprüht. Diese Behandlung ist für mich einigermaßen vertretbar, weil COMPO Duaxo® nicht gefährlich für die Bienen ist, die ich so gerne in meinem Garten habe und auch schützen möchte.

3. Wühlmäuse sollten ausgeschlossen werden

Wühlmäuse sehen ja ganz nett aus, sind es aber nicht immer. Besonders das Wurzelwerk von Obstbäumen hat es ihnen sehr angetan. Ich erinnere mich, in der Vergangenheit das ein oder andere Loch in der Nähe des Apfelbaums gesehen zu haben. Ist lange her und somit bleibt mir nichts anderes übrig, als mit viel Aufwand nach Wühlmausgängen zu suchen.

Der Bereich um den Apfelbaum wird jetzt nach Öffnungen für Wühlmausgänge abgesucht. Zunächst wird der Rasen kürzer geschnitten, um Gänge entdecken zu können. Dann werde ich mit einer Eisenstange den Boden „abstochern“ und so prüfen, ob sich Gänge unter der Erde befinden. Finde ich Gänge, so werden diese mit ordentlich sauer gewordener Buttermilch getränkt. Ein Geruch, den die Wühlmaus überhaupt nicht abkann. Zusätzlich werden in direkter Nachbarschaft des Apfelbaums Sonnenblumen, Malven & Borretsch eingesetzt. Also ein kunterbunter Haufen verschiedener Pflanzen, die für viele Insekten klasse sind, die der Wühlmaus aufgrund ihrer Diversität aber überhaupt nicht schmecken.

4. Der Apfelbaum sollte ausgedünnt werden

Im Herbst geht’s dann an’s Eingemachte. Der Apfelbaum wird in diesem Herbst radikal zurückgeschnitten, um ihm ein neues Wachstum und das Neuaustreiben von frischen Zweigen zu ermöglichen. In den letzten Jahren habe ich den Baumschnitt immer ein wenig schleifen lassen, manchmal gar ganz weggelassen. Genau so sehen meine Bäume jetzt auch aus. Also werden jetzt die alten, unansehnlichen und wahrscheinlich auch nicht ganz gesunden Zweige gekappt und dem Baum so ermöglicht, seine Energie in neues, gesundes Wachstum zu stecken.

5. Der Apfelbaum wird gekratzt und gekalkt

In früheren Zeiten hat man weiß gekalkte Baumstämme häufiger gesehen, heute eigentlich kaum noch. Die Menschen machen sich nicht mehr die Mühe, ihre Bäume aufwändig zu pflegen, wenn der Discounter doch jedes Jahr so nette kleine Bäume wieder im Angebot hat. Früher war das anders. Unsere Großeltern sind nicht mal eben in den nächsten Supermarkt gegangen und haben sich neue Bäume gekauft. Sie sind auch nicht ganzjährig in den Supermarkt gegangen und haben ihr komplettes Obst dort gekauft. Es gab noch nicht so viele Supermärkte, es gab noch keine große Überproduktion von Lebensmitteln und es gab auch nicht so viel Geld.

Jetzt könnte man sich ja freuen, dass heute alles so schön einfach ist und man für kleines Geld Obst und neue Bäume kaufen kann. Da braucht man sich ja nicht mehr so extrem mit dem Vorhandenen auseinanderzusetzen. Nur mit dem Unterschied, dass genau dieses Verhalten dazu führt, dass gesundes Essen nur noch für Gutbetuchte möglich ist, dass wir Lebensmittel und Ressourcen ohne Ende wegwerfen weil wir überproduziert haben und dass wir nicht mehr zu schätzen wissen, was wir auf dem Teller haben. Ein Grund mehr, sich mit der Pflege von alten Dingen wie meinem Apfelbaum auseinanderzusetzen. Auch wenn’s Arbeit macht.

Im November werde ich mit einer Drahtbürste und einem Baumkratzer (ähnlich wie ein Spachtel) den Baumstamm und alle erreichbaren Äste bearbeiten. Der Baumkratzer hilft mir, alte lose Rinde vom Stamm zu entfernen. Die Drahtbürste hilft beim Entfernen von Moosen und Flechten, die sich mit der Zeit auf den Ästen abgesetzt haben und den Baum beim Atmen behindern. Wenn der Baum dann sauber ist, wird er mit einem Kalkgemisch von ganz unten bis hin zu den ersten Verästelungen eingepinselt, so dass er richtig weiß ist. Das hat den Vorteil, dass die Sonne vom Baum reflektiert wird und er nicht zu sehr aufheizt. Im Winter hilft dieser Anstrich, die Baumrinde nicht aufplatzen zu lassen, weil sich Wasser in der Rinde gesammelt hat, das dann durch kalte Temperaturen vereist und so den Stamm buchstäblich aufsprengt.

Bleib dran

Klar, dass ich nicht kurzfristig alle Maßnahmen umsetzen kann und am nächsten Tag sieht der Apfelbaum aus wie neu. Deshalb wirst du in den nächsten Monaten hier immer wieder Updates zur Rettung des Baums bekommen. So erfährst du auch, ob die Maßnahmen erfolgreich sind, oder nicht.

Wenn du auch Ratschläge zur Rettung meines Freundes hast, freue ich mich über jeden deiner Kommentare.

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