Die Schnecken ökologisch loswerden

Du kannst dich auf den Kopf stellen, aber wenn du Gemüse im Garten anpflanzt, wirst auch du von der Schneckenplage nicht verschont. Spätestens wenn die Nacht einbricht, machen sich die Räuber über deine Pflanzen her und verschlingen alles, wofür du in den vergangenen Wochen hart und liebevoll gearbeitet hast.

Den Feind kennenlernen

Werfen wir mal einen Blick in unser Wissen über die Nacktschnecke. Unter allen Schneckenarten, die wir bei uns so kennen, ist die Spanische Wegschnecke (oder Nacktschnecke) die räuberischste und damit auch gefährlichste für unsere Gemüsepflanzen. Dabei hatten unsere Großeltern noch weitestgehend Glück, weil dieser Gemüsefeind erst seit einigen Jahrzehnten in Deutschland ansässig ist. Erst 1969 wurde das erste Exemplar auf unserer Seite des Rheins entdeckt. Sie breitete sich (wahrscheinlich auch durch Exporte) ab den 50er Jahren von Spanien aus immer weiter in Richtung Norden und Osten aus. Im Osten Deutschlands wurde sie sogar erst Ende der 80er Jahre das erste Mal beim Gemüsefressen erwischt, was mit der Abschottung der ehemaligen DDR zusammenhängen wird.

— Klugscheissermodus aus —

Schnecken vorbeugen

Jepp, du kannst im Vorfeld schon eine ganze Menge unternehmen, um die Schneckenplage ordentlich einzudämmen. Das macht etwas Arbeit, spart dir später aber eine ganze Menge Zeit.

Zum Winter grobschollig umgraben

Schnecken legen ihre Eier mehrere Zentimeter tief unter die Erde, um sie vor dem Erfrieren zu schützen. Dabei kann so ein Schneckengelege gut und gerne mal -2° aushalten. Wenn man das weiß, macht es ja durchaus Sinn, die Gelege durch grobes Umgraben weiter nach oben zu befördern, um Wasser und Kälte den Weg zu den Schneckeneiern zu erleichtern. Je später im Jahr du den Boden umgräbst, desto mehr Schneckeneier erfrieren.

Im Frühjahr möglichst fein krümmeln

Meine eigene Beobachtung ist, dass Schnecken wesentlich seltener auf ganz fein gekrümmeltem Boden unterwegs sind. Das wird weniger damit zu tun haben, dass sie das unangenehm finden, sondern eher mit dem Mangel an Versteckmöglichkeiten. Sehr grober Boden bietet viele Ritzen und Spalten, in denen sich die Schnecken zurückziehen können. Ganz nebenbei ist der fein gekrümmelte Boden auch noch top für deine Pflanzen.

Ein paar Bretter auslegen

Nee, du sollst deine Beete jetzt nicht mit Bretter pflastern. Hier geht es eher um ein bis zwei Bretter, die du an den Beeträndern auslegst. Diese bieten den Schnecken auch sehr gute Versteckmöglichkeiten, weshalb sie sich tagsüber unter den Brettern sammeln. So findest du die Plagegeister wesentlich einfacher und kannst sie einfach von den Bretter ansammeln.

Morgens gießen

Viele Menschen begehen den Fehler, ihre Pflanzen abends zu gießen. Ist ja auch praktisch. Du kommst von der Arbeit, gehst dabei noch mal kurz durch den Garten und gießt dabei.

Jetzt bringen wir mal 2 Faktoren unseres Schneckenwissens zusammen: Schnecken lieben ein feuchtes Klima und Schnecken Schluckern lieber nachts an deinen Pflanzen. Merkst selbst, ne?

Ich gieße meine Pflanzen immer morgens vor der Arbeit. Dann haben sie reichlich Wasser um auch warme Tage zu überstehen und die Schnecken finden nachts nur ein trockenes Klima vor und kommen wesentlich weniger zahlreich.

Gesunde, stabile Pflanzen ziehen & pflanzen

Schnecken mögen in erster Linie kranke oder angeschlagene Pflanzen. Generell mögen sie etwas modernde Pflanzen wesentlich lieber. Je gesünder und kräftiger deine Pflanzen sind, desto unbeliebter werden sie bei den Schnecken. Das bedeutet, dass man Jungpflanzen immer über die ersten Wochen helfen muss. Danach werden sie uninteressanter.

Wie ich die Schnecken wieder los werde

Alle Tipps von oben helfen, lösen das Problem aber nicht komplett. Natürlich ist der Garten danach nicht zu 100% frei von Schnecken. Wäre ja auch zu einfach. Für den „Rest“ brauchen wir also noch ne Lösung. Und was gibt es da alles an Tipps und Tricks zur Bekämpfung der Schneckenplage? Von Bechern gefüllt mit Bier als verlockende Falle, bis hin zu Kaffeesatz, Sandringen, Salz und Schneckenkorn. Von Schneckenkorn halte ich gar nichts. Der Tod der Schnecke ist dabei mehr als grausam und der Igel (wenn er denn überhaupt Lust auf eine Spanische Wegschnecke haben sollte) ernährt sich damit auch nicht gerade gesund. Zudem locken Schneckenkorn und andere Fallen die Schnecken überhaupt erst an, womit man gerne mal das Gegenteil von dem erreicht, was man eigentlich erreichen wollte.

Schneckenzaun aufstellen

Die meisten Schneckenzäune sind eher Unfug und halten Schnecken in keinster Weise davon ab, euer Gemüse zu vertilgen. Meines Wissens gibt es nur einen einzigen Schneckenzaun, der wirklich hilft, der aber auch sehr teuer ist. Schau mal bei Amazon nach „Schneckenzaun“. Die vielen positiven Bewertungen bei einem bestimmten Modell weisen dir den richtigen Weg.

Ich müsste allerdings mit der Kneifzange gepudert sein, wenn ich mir für so viel Geld einen Schneckenzaun in den Garten stellen würde.

Schnecken absammeln

Jetzt wird’s blöd, denn der einzig sichere und wirklich funktionierende Weg, die Plagegeister zu dezimieren, ist das Absammeln der Schnecken. Bei großen Ackerflächen geht das natürlich nicht, aber bei der Größe der meisten Gärten ist der Zeitaufwand vertretbar.

Ich habe dazu immer meine Gartenhandschuhe, eine Taschenlampe und einen alten Untertopf bereitstehen. Gesammelt wird immer erst nach Einbruch der Dunkelheit und immer im Abstand von ein bis zwei Stunden. Je besser du die obigen Tipps beherzigt hast, desto weniger hast du dabei dann auch zu tun.

Um dir mal zu verdeutlichen, wie das hilft, habe ich mal ein ca. 20qm großes Gemüsebeet in meinem Garten als Versuchsfeld genommen:

6 Wochen lang bin ich jeden Abend bis zu 4 Mal zum Beet gegangen, um Schnecken zu sammeln. Das Beet war bestückt mit Jungpflanzen wie Weißkohl, Buschbohnen, Einlegegurken, Kürbis, Zucchini und Kopfsalat. Ein perfektes All-you-can-eat Buffet für Schnecken.

In den ersten 3 Wochen habe ich an jedem Abend ca. 85 bis 100 Nacktschnecken aus dem Beet gesammelt. Pro Gang also fast 25 Schnecken.

Nach ca. 3 Wochen fing die Zahl langsam an zu sinken und so kam ich auf „nur noch“ ca. 10 Schnecken pro Gang. In der Summe also ca. 40 Schnecken pro Abend.

In der 6. Woche angekommen, sammele ich an einem Abend insgesamt nur noch 4 bis 5 Schnecken aus dem gesamten Beet.

Ist ne Menge Arbeit, hilft aber und ist der sicherste Weg, deine Pflanzen zu schützen.

Was mache ich denn dann mit den gesammelten Schnecken?

Jetzt würde mich jeder klassische Gärtner in die Gartenhölle schicken. Denn ich töte die Schnecken nicht, sondern besorge ihnen einfach einen anderen, besseren Platz.

Etwas abseits der Gemüsebeete habe ich eine kleine Wiese, die nicht wöchentlich gemäht wird. Warum, erfährst du in diesem Post. Wenn ich sie aber mähe, mulche ich sie, statt mit dem Auffangkorb zu arbeiten. Mulchen bedeutet, dass das Gras vom Mäher automatisch fein gehäckselt und wieder auf den Rasen gestreut wird. Dieser Vorgang dient der biologischen Düngung des Rasens und bekommt ihm wunderbar.

Um den entstandenen Mulch noch besser verarbeiten zu können, lasse ich die gesammelten Schnecken für mich arbeiten. Ich sammele sie in den Gemüsebeeten auf, trage sie bis zur Wiese und lasse sie dort wieder raus. Das Ergebnis ist, dass die Schnecken sich gleich über den Mulch hermachen und ihn für mich noch feiner häckseln und verarbeiten, als ich es jemals selber machen könnte. Die Schnecke freut sich, der Rasen freut sich und ich freue mich. Klingt doch gut, oder?

Und nein: die Schnecken wandern nicht direkt wieder rüber zum Gemüsebeet. Und ja: ich mache das schon seit ein paar Jahren sehr erfolgreich in Kombination mit dem Bekämpfen der Schneckengelege durch grobes Umgraben in den Gemüsebeeten.

Du hast noch mehr Tricks auf Lager, die der Schnecke Einhalt gebieten? Dann lass es mich unten in den Kommentaren wissen. Würde mich freuen.

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